
Die anderen sind schuld!
Teamarbeit: Solange ein Team harmoniert und erfolgreich ist, ist es ein Leichtes, sich und die anderen für Leistungen zu loben.
Unsere Überzeugungen sind positiv gefärbt: Gemeinsam sind wir stark! Wir sind ein super Team! Einer für alle, alle für einen!
Tiefenpsychologisch betrachtet projiziert das ICH eigene Heldenanteile auf das Team und begeistert sich dort – im Spiegel der anderen – dafür.
Unbewusst ist das ICH überzeugt, dass die anderen so sind, wie ICH denke, dass ICH bin, oder sein möchte, oder sein könnte.
Das ICH idealisiert die anderen, weil es sich selbst von der besten Seite zeigt.
Diese gegenseitige Idealisierung hat einen vertrauensbildenden Effekt. Die einzelnen Teammitglieder schaffen Verbindungen, damit eine Zusammenarbeit in Zukunft gelingen kann.
Dies ist natürlich und richtig so.
Bei Herausforderungen, wie Lieferschwierigkeiten, finanziellen Engpässen, Corona, oder Personalproblemen entstehen im Team Konflikte. Konflikte sind normal und dienen dazu, Lösungsprozesse und persönliches Wachstum für die einzelnen Mitglieder und das Team als Ganzes in Gang zu setzen.

Ein unbewusstes ICH wählt jedoch zunächst den vermeintlich einfacheren Weg. Positive Überzeugungen geraten rasch ins Wanken. Das ICH ist nun geneigt, die Ursachen für Probleme außen zu suchen und denkt:
„Die anderen sind schuld!“

Das ICH meint, seine Integrität, seine Grandiosität damit schützen zu können. Eine Lawine an Selbstverteidigung und Selbstrechtfertigung kommt ins Rollen: Ich hätte ja rechtzeitig fertig sein können, aber wegen…
Vorwürfe und Anschuldigungen sind an der Tagesordnung: Die anderen hielten es ja nicht für nötig, dass… Nicht selten wählt das ICH eine dritte Haltung: Passives Schweigen und Abwarten, während sich andere im Team streiten.
Das ICH befriedigt sich mit der Möglichkeit, dass es anderen Teammitgliedern noch schlechter geht als einem selbst. Das ICH schützt sich durch Abwehrhaltungen wie: “Das geht mich nichts an”.
Ein bewusstes ICH hingegen schaut mutig in den Spiegel. Es erkennt, dass ein äußerer Konflikt immer auch ein innerer ist. Ein bewusstes ICH fragt sich, welche inneren unliebsamen Anteile es auf andere projiziert. Was seine eigenen Beiträge zum Konflikt waren.
In welchem Bereich hätte ich früher reagieren sollen?
Wann habe ich mich überschätzt?
Wen hätte ich um Hilfe bitten können?
In welcher Situation habe ich aus Angst geschwiegen?
Welche Verhaltensweisen zeigt ein Kollege, die ich an mir auch kenne?
Mit dieser selbstreflektierenden Haltung tragen wir aktiv zur Teambildung und -erhaltung bei.
Aus der systemischen und tiefenpsychologischen Sicht wissen wir, dass sich durch den „Blick in den Spiegel“ persönliches Wachstum, Teamentwicklung und Zufriedenheit im Beruf fördern lassen.
