Der resiliente Mensch im resilienten Unternehmen. Was ist Resilienz?

Widerstandsfähigkeit, Regenerationsfähigkeit und Wachstum sind wichtige Säulen von Resilienz. Mehr davon in unserem Video.

Resilienz bedeutet die Fähigkeit, Krisen gesund zu bestehen. Zum Schutz unserer Gesundheit hören wir viel von Abstandhalten, Mundschutztragen, Keinehändeschütteln, Indieellenbeugehusten. Wenig hören wir davon, wie wir unser emotionales Immunsystem stärken können. Genau darum geht es bei Resilienz. Womit können Menschen für sich und in Unternehmen ihr emotionales Immunsystem stärken?

Resistenz versus Resilienz

Zunächst vergleichen wir die Begriffe Resistenz und Resilienz. Beides bedeutet Widerstandsfähigkeit, doch gibt es einen großen psychologischen Unterschied. Resistenz ist eine gleichbleibende statische Größe. Eine Kraft, die hohem Druck widersteht, ohne zusammenzubrechen. 

Foto: Adobe Stock

Die Eiche ist ein Bild für Resistenz: Sie steht lange relativ unbeweglich und fest da. Sie hält großem Druck stand, bis sie schließlich bei zu heftigem Sturm entwurzelt wird. Auf den Menschen übertragen wäre dies die Niederlage, beispielsweise in Form eines Burnouts. Der Preis, den man für eine resistente Grundhaltung zu bezahlen hat, ist eine lange Regenerationszeit. Dieser Preis ist weder für uns Menschen günstig noch für Unternehmen. Resilienz ist eine schwankende Größe, bei der es Schräglagen gibt, man aus dem Gleichgewicht gerät, aber wieder in seine Mitte zurückfindet. Resilienz gleicht einer Weide, die sich im Sturm biegt und verwurzelt bleibt.

Resilienz bedeutet eine Widerstandsfähigkeit, die uns zwar verletzlich und empfindsam macht, aber unbesiegbar sein lässt.

Innere Antreiberinnen

Aus Angst zu scheitern, aus Angst, Schwäche zu zeigen oder gar emotional und bedürftig zu sein, haben wir gelernt, uns innerlich selbst anzutreiben. »Sei stark!«, »Sei perfekt!«, »Mach es allen recht!«, sind drei der sogenannten »Inneren Antreiber«.

Diese reden uns ein, dass eine resistente Grundhaltung die einzig Richtige sei. Wie eine Eiche dauerhaft gut aufgestellt zu sein und permanent die Leistung zu steigern, das verlangt das resistente Unternehmen von sich als Organisation und von seinen Mitarbeiterinnen. In uns Menschen und in Unternehmen fehlt es oft an Wissen um natürliche und notwendige Schwankungen. Resiliente Menschen, wie Unternehmen dürfen schwanken und beinah am Boden liegen.

Schließlich richten sie sich wieder auf und wachsen weiter.

Faktoren der Resilienz

Woraus besteht Resilienz? In der Literatur finden sich häufig die 7 Säulen der Resilienz, die auf der Basis einer Studie von Werner & Smith (1971) auf der Insel Kauai erstellt wurden. Damals beschäftigte sie die Frage, wie es Kinder schafften trotz widriger Umstände, gesund zu bleiben. 

Die Klinische- und Gesundheitspsychologin Dr. Barbara Juen von der Universität Innsbruck bringt Resilienz mit drei Faktoren auf den Punkt:

  1. Widerstandsfähigkeit
  2. Regenerationsfähigkeit
  3. Wachstum

Alle drei Bereiche zusammen machen einen resilienten Menschen und ein resilientes Unternehmen aus.

Ad Widerstandsfähigkeit – Copingstrategien für die Krise

Widerstandsfähig macht beispielsweise das Wissen, um für die fünf Stufen einer Krise in stürmischen Zeiten gut ausgestattet zu sein. 

  • Was mache ich, wenn ich in die nächste Krise gerate? 
  • Welcher Ort tut mir gut? Welche Tätigkeiten? Welche Menschen?
  • Auf welche Tools kann ich in schweren Zeiten zurückgreifen?

Das gleiche gilt für das Unternehmen:

  • Welche Vorkehrungen hat ein Unternehmen getroffen, um Krisen gesund zu überstehen? 
  • Gibt es Pläne für verschiedene Szenarien und einen für den Notbetrieb?
  • Hat es Reserven aufgebaut und eine gute Kundenbindung? 

Ad Regenerationsfähigkeit – Auszeit zum Kräftesammeln

Ohne Phasen der Regeneration gibt es keine Resilienz! Mitarbeiterinnen brauchen Pausen, Unternehmen auch. Eine Weide, die ständig im Sturm gebogen wird und keine Zeit bekommt, sich wiederaufzurichten, neu zu zentrieren und wieder gut zu verwurzeln wird ebenso irgendwann dem Sturm erliegen wie die Eiche.

Menschen, die gelernt haben, sich zu erholen, sind resilienter als solche, die permanent unter Strom stehen. Die Phasen der Regeneration dienen der Sammlung und des Kraftaufbaus, ähnlich einem Muskel, der nach dem Training Ruhe braucht, um Muskelfasern zu bilden. Ein Dauertraining wäre kontraproduktiv.

Regeration im Unternehmen bedeutet in erster Linie Regeneration der darin beschäftigen Menschen. Ein Unternehmen, das seinen Mitarbeiterinnen Zeit gibt, sich nach einer Krise zu erholen und zu stabilisieren, zeugt von Resilienz. Das kann beispielsweise bedeuten, dass ein Unternehmen nach einer Krise auf ursprünglich geplante Neuanschaffungen zugunsten der Regeneration verzichtet.

Das resiliente Unternehmen schont seine Ressourcen, gibt seinen Mitarbeiterinnen Sicherheit und Klarheit durch transparente Kommunikation. Auch eine Belohnung durch Prämien, Sonderurlaube und andere wertschätzende Gesten der Dankbarkeit können helfen, neue Kräfte zu sammeln.

Ad Wachstum – Was habe ich aus der Krise gelernt?

Mit Wachstum unter dem Gesichtspunt der Resilienz ist nun nicht das wirtschaftliche Wachstum, sondern das Wachstum des Bewusstseins gemeint. Welche Erkenntnisse habe ich aus der Krise gewonnen? Was habe ich gelernt? Welche Werte sind mir wichtig? 

Diese Reflexion der Krise ist für jeden einzelnen Menschen, sowie für das gesamte Unternehmen wichtig, um resilient zu sein. Erfolgt ein Umdenken in den Kategorien Mitarbeiterinnnenzufriedenheit, Ökologie und Arbeitsflexibilisierung? Fehlt es an Innovation? Braucht es gar eine Richtungskorrektur? Solche und andere Fragen stellen sich resiliente Unternehmerinnen.

Lassen Sie uns die Zeit zwischen den Krisen nützen, um uns von den Verletzungen zu erholen und neue Kräfte zu sammeln. Erfolgreiche Unternehmerinnen wissen, wie man psychologische Erkenntnisse zur Resilienz auf ein Unternehmen übertragen kann, um aus Krisen möglicherweise zwar verletzt, aber unbesiegt und stark hervorzugehen!

Gern unterstützen wir Sie dabei!