Wenn jemand mit einem Anliegen an uns herantritt, sind wir meist rasch bemüht, eine Antwort zu finden, eine Lösung anzubieten oder einen Rat zu geben.

Ob, wer fragt, auch wirklich führt, klären wir in unserem Video.

Wir hören und spüren einen Appell und reagieren folgsam wie in der Kindheit. Wenn Eltern oder Lehrkräfte uns etwas gefragt haben, mussten wir schließlich auch antworten und zwar meist möglichst rasch.

Dieses reflexartige Muster, sofort mit einer Antwort auf eine Frage zu reagieren, sitzt tief und ist uns oft nicht bewusst.

Weiters haben uns unsere Eltern häufig zu hilfsbereiten Menschen erzogen. Wir helfen, wenn uns jemand um Rat fragt.

Nicht zuletzt haben wir studiert, uns fortgebildet, Seminare besucht, viel gelesen und recherchiert. Wir kennen uns aus, sind Profis auf einem bestimmten Gebiet. Warum also sollten wir keine Antworten auf uns gestellte Fragen geben?

Wozu sollten wir Fragen stellen, wenn wir doch überzeugt sind, die Antwort zu kennen?  Ratsuchende Menschen wünschen sich doch Antworten – etwa von einer Psychologin oder Ihnen als Vorgesetzte. Ich würde sagen: Sowohl – als auch. 

Wenn sich Menschen in Krisen befinden, brauchen sie sehr wohl jemanden, der ihnen den Weg weist.

In solchen Situationen tragen wir als Berater und Sie als Vorgesetzter die Verantwortung und sollten antworten.  

In vielen anderen Situationen hingegen sind Fragen klüger als Antworten. 

  1. Fragen sind beispielsweise dann günstig, wenn uns Informationen fehlen, um überhaupt zielgerichtet beraten zu können.  
  2. Fragen ermöglichen, humorvoll Widerstände zu lockern. 
  3. Fragen stärken den Ratsuchenden in seiner Selbstwirksamkeit, wenn er die Antwort in sich selbst gefunden hat.
  4. Skalierungsfragen lösen das Schwarz – Weiß – Denken auf und sensibilisieren für die Grauzone. 
  5. Paradoxe Fragen verwirren und zeigen die unbewusste Funktion eines Problems rasch auf. 
  6. Mit Fragen geben wir die Verantwortung zurück und gewinnen Zeit zum Nachdenken.

Fragen entlasten uns!

Angenommen ein Mitarbeiter kommt mit einem Problem zu Ihnen. Anstatt ihm die Lösung zu präsentieren, die Sie selbst vielleicht noch gar nicht haben, stellen Sie ihm zum Beispiel folgende Fragen: 

  • Seit wann besteht das Problem? In welchen Bereichen äußert sich das Problem? 
  • Was wäre der Nachteil, angenommen, das Problem wäre morgen gelöst?
  • Wie werden Sie in drei3 Jahren über dieses Problem denken und wie werden Sie es gelöst haben?
  • Auf einer Skala von null bis zehn, wie groß ist das Problem für Sie? Was müssten Sie tun, damit es größer wird? 
  • Was würden Sie an meiner Stelle tun?

Diese und andere originelle Fragen aus der systemischen Psychologie fördern durch den Perspektivenwechsel schlussendlich auch noch das »out of the box«- Denken. 

Systemische Fragen stellen zu können, braucht etwas Übung und das Wissen um kluge Fragen.

Warum-Fragen sind übrigens eher ungünstig. Warum? Fragen sind auch für den privaten Gebrauch geeignet.