Das Home-Office war während des Lock-Downs eine wichtige Überlebensstrategie für viele Unternehmen und wird uns voraussichtlich auch in der Zukunft begleiten. Denn es hat sich gezeigt, dass es gelingen kann. Unsere Feeds in den sozialen Netzwerken sind geflutet mit Berichten und Vorhersagen über Menschen, die die Gelegenheit für Home-Office gehabt haben, und wie sie diese Möglichkeit in Zukunft nutzen werden – Großraumbüro oder Küchentisch.

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Große Unternehmensberatungen wie Gartner sagen voraus, dass wir auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit vermehrt die Option haben werden, abgekoppelt vom Büro zu arbeiten. Trotz der globalen Krise und der vielen Unwegsamkeiten scheint sich abzuzeichnen, dass das »Home-Office« tatsächlich in vielen Fällen höhere Produktivität und eine verbesserte Arbeitsplatzzufriedenheit bedingt. Das bedeutet eine enorme Profitabilität für die Arbeitgeber. Durch das Ermöglichen von Fernarbeit (und die verzögert einsetzende Umsetzung von Rechtsgrundlagen durch die Gesetzgeber) gönnen sich die Arbeitgeber noch weitere Einsparungspotentiale, denn dadurch wird weniger Bürofläche, weniger Ausstattung und weniger Infrastruktur benötigt. Global Workplace Analytics hat errechnet, dass durchschnittlich etwa 11.000 USD pro Arbeitsplatz, der zumindest teilweise von physisch auf virtuell umgestellt wird, gespart werden. Mit derart starken Anreizen für beide Seiten fällt es nicht schwer, dem Home-Office auch in Zukunft einen hohen Stellenwert zuzutrauen.

Anmerkung: Im Englischen wird lieber der Begriff »remote work« verwendet. Bei uns hat sich das »Home-Office« durchgesetzt. Der Gesetzgeber unterscheidet auch deutlich zwischen dem (temporären) »Home-Office«, das vom Arbeitgeber ausnahmsweise genehmigt werden kann, und dem »Telearbeitsplatz«, ein vereinbarter Arbeitsplatz in der Ferne, für dessen Ausstattung der Arbeitgeber auch verantwortlich ist. International wird diese Unterscheidung oft nicht gemacht. Der Einfachheit halber verwenden wir daher im Folgenden ausschließlich den Begriff »remote work«.

Aber ist es nicht ein wenig heuchlerisch zu behaupten, dass das Büro zu Hause die ideale Alternative zum Büro ist? Remote Work-Befürworter – inklusive uns – sagen gerne, dass Arbeit etwas ist, das man tut und nicht, wo man hin geht. Daher sollte die Leistung nicht an der geografischen Position gemessen werden. Aber wenn wir sagen, dass Home-Office besser ist, widersprechen wir dann nicht genau der Aussage, dass es nicht auf den Ort ankommt?

Sehen Sie sich doch auch unser Video zum Thema »Remote Working« an…

OwlLabs hat bereits 2019 in der Kampagne Work from Anywhere den Remote Work-Evangelisten das Wort aus dem Mund genommen: »Location is irrelevant« (»Der Ort ist irrelevant«). Wir müssen nicht an einem bestimmten Ort sein, um unser Arbeitspensum zu erfüllen. An manchen Tagen entscheiden wir uns für das Büro, an anderen für einen Co-Working-Space, die Bibliothek oder einfach das Wohnzimmer. Es kommt darauf an, dass wir – egal wo wir sind – das Vertrauen des Arbeitgebers genießen und uns ermöglicht wird, unsere Arbeit zu erledigen. Punkt. Zumindest für »Wissensarbeiter« sollte der Ort eine tägliche Auswahl sein, nicht eine Lebensverpflichtung.

Barrierefreie virtuelle Arbeitsplätze

Wenn also Arbeit etwas ist, dass wir tun, und nicht etwas, zu dem wir gehen, dann heißt das umgekehrt, dass wir nicht irgendwo hingehen müssen sollten, um das zu bekommen, was wir brauchen, um zu tun, was wir tun sollen. Versuchen wir diesen Satz etwas zu entwirren: Das worauf es ankommt ist: Wir brauchen Zugang zu allen Ressourcen, die wir für unsere Arbeit benötigen. Dazu bedarf es sogenannter virtueller Arbeitsplätze. Aktenschränke werden durch Datenbanken ersetzt. So können wir jederzeit und ohne Zeitverlust auf Informationen zugreifen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat gleichwertigen Zugang zu Dokumenten, Personen und Entscheidungen, egal ob dies im eigenen Büro ist, beim Kunden oder im Home-Office. Ein reibungsloser Ablauf kann nur durch Barrierefreiheit gewährleistet werden, ob dies nun physisch im Büro ist oder virtuell.

Asynchrone Kommunikation

Wenn Teams geographisch verteilt arbeiten, dann darf deren Arbeit nicht abhängig vom Ort sein. Aber auch nicht von der Zeit! Wir arbeiten nicht in kontrollierten Umgebungen, also müssen wir genug Flexibilität mitbringen (und erwarten können!), dass Terminkonflikte, Zeitzonen oder persönliche Unterbrechungen (im Haushalt) mit einbezogen werden können. Durch die konsequente Nutzung von asynchroner Kommunikation wie Microsoft Teams, Slack, Word, Google Doc Kommentare oder Videoaufnahmen kann die Dynamik eines Teams in einen transparenten und kontinuierlichen Informationsfluss verwandelt werden. Jede*r kann genau da weitermachen, wo sie/er aufgehört hat. Ob fünf Minuten oder fünf Tage später, das macht keinen Unterschied.

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Ergebnisorientierte Leistungsverfolgung

Traditionelle Büro-Managementmethoden basieren – zumindest unterbewusst – auf Messung und Kontrolle. Produktivität wird angenommen, wenn eine Mitarbeiterin den Kopf über den Schreibtisch gebeugt hat. Auch ein Stimmendurcheinander oder die Vielzahl klingelnder Telefone sind ein vermeintliches Indiz dafür. Eine Übersollerfüllung könne man daran erkennen, dass die Mitarbeiterin früher als notwendig kommt und später als erwartet geht. Aus der Ferne hat man aber diesen audiovisuellen Überblick nicht. Ein vermeintliches Kontrollinstrument ist verloren gegangen. Die gute Nachricht ist, dass diese traditionellen Sensoren Aktivität, aber nicht Leistungen messen. Der Verlust ist also sogar zu begrüßen. Als Abhilfe sollen Manager ihren Fokus auf die Leistungen richten: auf Ergebnisse, auf Erkenntnisse, auf Berichte. So kann der »remote worker« seine Produktivität beweisen, mit oder ohne Supervision vor Ort.

Das »neue Normal« ist nicht notwendigerweise eine Arbeitswelt ohne Büros. Es ist eine Welt, in der wir mehr Fokus auf die Arbeit richten als auf den Arbeitsplatz. Unsere Teams stellen sich auf neue Arbeitswelten ein, mit virtuellen Arbeitsplätzen, asynchroner Kommunikation und ergebnisorientierter Leistungsverfolgung. So müssen wir uns nicht mehr so stark darauf konzentrieren, von wo wir arbeiten, sondern haben mehr Zeit die Erfolge unserer Firmen und Industrien zu feiern, zu denen wir beitragen.