
Mit der Ruhe kommt Erfolg
Unsere schöne neue ruhige Welt
Wir leben in einer hektischen Zeit. Manchmal erscheint es uns, als ob sich die Welt immer schneller drehen würde. Nachrichten können innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde übermittelt werden. Anstatt wie einst tagelang reisen zu müssen, um auch nur das Nachbarland zu erreichen, können wir innerhalb von 24 Stunden beinahe jeden beliebigen Punkt auf unserer schönen Erde erreichen. Alles scheint möglich und unmittelbar erreichbar! Hochgeschwindigkeitstransportmittel, Telekommunikation, künstliche Intelligenz und viele weitere Errungenschaften halfen uns unsere Arbeitswelt immer effizienter zu gestalten. Schneller, höher, weiter! All dies hat aber auch unser Verhältnis zur Zeit signifikant verändert.
Man sollte meinen, dass wir dank dieser enormen Geschwindigkeitssteigerung an Zeit gewonnen hätten. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein, denn auch die Erwartungen und der Arbeitsdruck steigen. Aus der 40-Stunden-Woche wurde die 60-Stunden-Woche, doch der Tag wurde nicht länger. Zeit zur Erholung muss daher gekürzt werden.
Dank Pausen ans Ziel kommen
Wird uns diese Strategie wirklich zum ersehnten Erfolg führen? Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich der Blick auf eine Erfolgsgeschichte aus dem Bergsport. Diese Geschichte beweist, dass sich harte Arbeit und Durchhaltevermögen durchaus lohnen, allerdings Hand in Hand mit einem durchdachten Pausensystem und Zeit zur Erholung gehen müssen.

Im Jahr 1953 gelang die erste erfolgreiche Besteigung des größten Berges der Welt, dem Mount Everest. Der neuseeländische Bergsteiger Edmund Hillary und der nepalesische Sherpa Tenzing Norgay erreichten am 29. Mai 1953 als erste Menschen den Gipfel, nachdem verschiedene Expeditionen seit Jahrzehnten erfolglos versuchten diesen zu erklimmen. Ihr Erfolgsgeheimnis? Gute Vorbereitung, die richtige Ausrüstung, ein sorgfältig ausgewähltes Team und ausreichend Pausen, ein Faktor, den viele ihrer Vorgänger zuvor unterschätzten.

Auch jedem Hobbytaucher dürfte die Wichtigkeit von Pausen bewusst sein. Wer zu tief taucht und zu schnell wieder auftaucht etwa, landet voraussichtlich erst einmal im Krankenhaus! Wenn er Glück hat… Jeder Sportler sollte zudem darauf achten, zwischen seinen Trainingseinheiten auch Ruhetage einzuplanen, die seinen Muskeln erlauben, sich zu regenerieren und somit den Muskelaufbau fördern.
Diese Erkenntnisse aus dem Sport lassen sich auch auf die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens übertragen. Wer die Resilienz seiner Mitarbeiter*innen stärken, Burnout präventiv entgegenwirken, sowie deren Wohlbefinden und Motivation steigern will, sollte eine gesunde und wertschätzende Pausenkultur in seine Unternehmenskultur integrieren. Burnout, Fluktuation und auch kurzzeitige Ausfälle können schließlich ökonomisch einen enormen Schaden anrichten. Mehr und mehr Unternehmen setzen heute daher auf betriebliche Gesundheitsförderung.
Jeder macht Fehler
Ja, natürlich. Dennoch sollten Fehler vermieden und nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Im Idealfall wartet man gar nicht erst auf einen Fehler, sondern versucht diese vorzubeugen und gleichzeitig eine offene Fehlerkultur zu etablieren. Pausen senken die Fehlerquote und steigern damit einerseits die Effizienz, denn einen Fehler wieder zu korrigieren, kann oft mühselig und langwierig sein und zu viel Frust führen. Zudem erhöhen Pausen die Qualität des Outputs. Ein deutscher Kinderchirurg konnte in einer Studie belegen, dass die Fehler im Operationssaal sanken und die Zusammenarbeit insgesamt besser funktionierte, wenn die Chirurgen früh genug Kurzpausen einlegten.

Was macht eine gute Pause aus?
Pausen sollten bereits früh integriert werden und nicht erst dann erfolgen, wenn man bereits vollkommen erschöpft oder unkonzentriert ist. Oft reicht eine kurze Pause aus, um wieder mit neuer Energie in die nächste Pause zu starten. Wieviel Regenerationszeit notwendig ist, hängt von der Tätigkeit und personenspezifischen Merkmalen ab. Die Gestaltung der Pause sollte von jedem selbst gewählt werden. Manche Menschen bevorzugen soziale Interaktion, andere wollen lieber allein sein. Manche brauchen frische Luft und Bewegung, andere möchten sich einfach nur mal kurz hinsetzen, die Beine hochlagern und die Augen schließen. Die Möglichkeiten sind hier beinahe unbegrenzt, und das ist gut so, denn jeder hat andere Bedürfnisse. Weitere Ideen für die Gestaltung erholsamer Kurzpausen sind etwa Kurzmeditationen, Jonglieren oder auch Turnübungen.
Die innovative Kraft der Pause

Pausen haben oft einen unbegreiflich schlechten Ruf, sie werden als Zeiten des Nichtstuns abgetan. In Wirklichkeit können Pausen durchaus sehr produktiv sein. Oft ergeben sich im ungezwungenen Gespräch mit den Kolleg*innen tolle Ideen oder Lösungen für vorhandene Probleme, außerdem fördert das „Plauschen“ den Zusammenhalt.
Pausen dienen einerseits der Erholung und der Regeneration, und nicht selten der Aufnahme von Nahrung oder Koffein, können aber auch Oasen der Kreativität und der Innovation im Rahmen eines ansonsten stressreichen Arbeitsalltages sein.
Fazit
Die Annahme, dass mehr Arbeitsstunden auch zu mehr Output führen ist veraltet und ab einem gewissen Punkt offensichtlich unrealistisch. Niemand kann zehn Stunden durchgehend effizient und fehlerfrei arbeiten. Regelmäßige Pausen steigern nicht nur das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeiter, sondern machen langfristig sowohl aus arbeitsmedizinischer wie auch aus ökonomischer Sich Sinn.
In diesem Sinne: Schöne Pause!